Glaube in Stein: Die Kirche von St. Elisabeth

 

Nach dem 2. Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene in der Pliensauvorstadt ein neues Zuhause. Unter ihnen fanden sich wie überall viele katholische Christen, denen oft alles, außer ihrem Glauben, genommen worden war. Aufgrund der groß gewordenen Gemeinde, die damals dreimal so groß war wie heute, entschloss man sich auch in der Pliensauvorstadt eine Kirche zu bauen und eine selbstständige Pfarrei zu gründen. Am 2.10.1966 wurde die Kirche geweiht, am 1. April 1968 wurde St. Elisabeth vom Bischof zur eigenständigen Pfarrei erhoben.

Die Kirche atmet ganz den Geist der Erneuerung, wie er im II. Vatikanischen Konzil (1963-65) für die ganze katholische Kirche spürbar war. Von außen wirkt die Kirche wie ein Schiff. Das ist ein beliebtes Bild für die Gemeinde, denn auf einem Schiff hat jeder die ihm eigene Aufgabe. Ein Schiff ist auch in Bewegung auf ein Ziel hin und muss manche Stürme ertragen. Von innen her wirkt der Kirchenraum hingegen eher wie ein Zelt. Das spiegelt die Erfahrung der meisten Gemeindemitglieder wider, die als Flüchtlinge oder Heimatvertriebene, als Arbeitsmigranten aus Südeuropa oder als moderne Berufsnomaden in der Pliensauvorstadt eine neue Bleibe gefunden haben. Das Zelt erinnert auch daran, dass das Volk Gottes in der Wüste unterwegs war. So muss Kirche in Bewegung sein, jederzeit bereit sein, die Zelte abzubrechen und wieder neu aufzubrechen. Der Kirchenraum betont durch sein Halbrund die Gemeinschaft der Gläubigen. Er besticht durch eine sehr schlichte, klare Formsprache, die auch den Fluchtpunkt des Raumes, den Altar, kennzeichnet. Die Gläubigen selbst werden vom Raum trotz seiner Größe nicht erniedrigt sondern sollen sich als lebendige Steine empfinden, die diesen Raum erst richtig zum Klingen bringen.

Zu meditativen Gottesdiensten und Andachten lädt die Seitenkapelle ein, denn sie wirkt wie eine Höhle, in die man sich zurückziehen kann.

Die wesentliche Ausstattung der Kirche (Kreuz, Ambo, Tabernakel, Ewiges Licht) ist aus Eisen, einem Material, mit dem viele Pliensauvorstädter zu tun hatten und noch haben. So betont diese Elisabethkirche, dass Gott in Jesus Christus ganz in das Leben der Menschen eingetaucht ist, ihren Alltag und ihre Arbeit teilt. Und es ist zugleich der Auftrag an die Christen, wie es im Konzil programmatisch formuliert ist: "Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Erniedrigten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi." Eine ähnliche Aussage zeigt auch der Kreuzweg aus Baukeramik.